Ann-Kathrin Barnstedt, die Kripo-Beamtin aus "Tod im Torf", ist Kriminalinskis und Cloppenburgs Antwort auf die "Tatort"-Kommissarin Charlotte Lindholm vom LKA Hannover. Auch wenn es auf dem Bild so aussehen mag, aber Frau Barnstedt kämmpft keineswegs nur gegen leere Filzstifte für ihr Whiteboard. Ganz im Gegenteil, sie will raus auf die Straße, am liebsten nachts, und dann in die dunklen Gassen, in denen das Verbrechen zuhause ist. Aber Mord bleibt wohl nur ihr Hobby, denkt Ann-Kathrin, denn viel passiert nicht in der PI Cloppenburg/Vechta. Landendiebe, Einbrüche und wenn mal eine Leiche gefunden wird, dann handelt es sich zu 99% um einen natürlichen Tod oder um Suizid. Eigentlich schade, denn eine Mordermittlung wäre genau das richtige für die hübsche Kriminalkommissarin.
Zu dumm, dass sie einer anderen SOKO zugeteilt ist, als in der Molberger Dose eine Leiche gefunden wird. Jetzt passiert mal was und sie muss weg. Frau Barnstedt will versuchen, sich da schnell entbehrlich zu machen, um dann die Mordermittlung im Falle des Geschäftsmannes aus Molbergen zu leiten. Bis dahin muss der uniformierte Kollege, Hendrik Willen, die Sache alleine angehen. Ist doch mal eine schöne Abwechselung zwischen Eierdieben und Autoschiebern, also sie würde sich freuen. Hoffentlich macht der Dorf-Cop nichts falsch, besonders motiviert scheint er nicht zu sein. Nur widerwillig leitet er die notwendigen Maßnahmen ein. Muss ihn woll eng führen - am Telefon -, denkt die Kriminalistin. Wird schon gehen, müssen ja nur ein paar Tage überbrückt werden.
Dass sich dieser Mordfall anders entwickelt als gedacht, ahnt die Kriminalkommissarin nicht. Auch nicht, dass sie selbst in großer Gefahr ist ...
Leseprobe aus "Tod im Torf"
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Schritte näherten sich von hinten. Willen drehte sich um. Eine blonde Frau, die ihr Gesicht mit Schal und Wollmütze verbarg, kam auf ihn zu. Ihr grauer Wintermantel lies eine sportliche Figur darunter vermuten. Ihre Füße und ihre Jeanshosen steckten in grünen Gummistiefeln. Typ lässige Mittelschicht-Mutti, Eitelkeiten hatte sie offenbar nicht nötig, musterte Willen sie grob ab.
„Ann-Kathrin Barnstedt!“, stellte sich die – zugegebenermaßen attraktive – Frau vor, die Willen ein bisschen an die Furtwängler aus dem Hannoveraner Tatort erinnerte. Sie zeigte dem Polizisten einen Dienstausweis, der sie als Kriminalhauptkommissarin auswies. „Ich leite die Ermittlungen, wir haben telefoniert. Polizeikommissar Hendrik Willen, nehme ich an?“
Sachlich-souverän, ganz wie die Furtwängler, dachte Willen. „Jao!“, antwortete er wortkarg.
„Tut mir leid, ich wurde im Kommissariat aufgehalten. Haben Sie schon eine Ahnung, um wen es sich bei der Leiche handeln könnte?“
„Jao!“
„Ja?!“, wiederholte die Kommissarin überrascht.
„Hubert Westerhoff, Geschäftsmann aus Molbergen und CDU-Ratsmitglied. Den Oberkörper haben die Kollegen schon freigelegt. Ich habe ihn gleich erkannt.“, erklärte Willen und ergänzte: „Die Verwesung ist noch nicht weit fortgeschritten.“
Hendrik Willen las gerade die Thriller um einen englischen Forensiker namens Dr. David Hunter. An den Namen des Autors konnte er sich im Moment nicht erinnern. Aber Willen wusste noch, dass es in einem der Bücher um Moorleichen ging. Er hatte sich ein gefährliches Halbwissen angelesen. Exakt erklären konnte Willen den Vorgang der Verwesung im Moor natürlich nicht, aber es musste irgendwie mit dem Torfboden zu tun haben. Dieser nähr- und sauerstoffarme Boden hemmte offenbar die Zersetzung von Gewebe. Daher konnte er das Gesicht des Toten einwandfrei identifizieren. Die Platzwunde an der Schläfe lies auf stumpfe Gewalteinwirkung schließen und eine Kugel traf ihn offenbar ins Herz. Mehr konnte man noch nicht sagen. Aber das alles war ja nicht seine Sache. Darum musste sich die Kriminalpolizei kümmern, also die Kollegin Barnstedt. Willen fühlte sich nur für das rot-weiße Absperrband hier am Fundort der Leiche verantwortlich.
„Wer hat die Leiche entdeckt?“
Hendrik Willen deutete auf den Spaziergänger und dessen Hund. „Kasimir Kaschinski aus Stapelfeld. Sein Hund hatte eine Witterung aufgenommen. Er hat telefonisch die Polizei, also mich, verständigt.“
„Wer, glauben Sie, hätte ein Interesse am Tod von Westerhoff?“
„So ziemlich jeder. Er hat alle beschissen und jetzt hat ihn endlich einer weggepustet.“
Die Ermittlerin sah Willen entsetzt an. Die Wortwahl ihres Kollegen ließ auf Einiges schließen. Der Polizist fuhr fort: „Westerhoff betrieb einen Gebrauchtwagenhandel und hatte einen Schrottplatz. Er war geldgeil und skrupellos. Es liegen 15 Anzeigen von Kunden gegen ihn vor, was keine guten Schlüsse zulässt. Privat war er ein angeberischer Muskelprotz, ein ordinärer Macho. Jedem Rockzipfel ist Westerhoff nachgestiegen.“
Ann-Kathrin Barnstedt rollte vielsagend mit ihren Augen und sagte dann: „Hören Sie, Kollege, das ist mir jetzt furchtbar unangenehm, aber ich muss sie bitten, mich bei den Ermittlungen zu unterstützen. Ich bin einer SOKO in Oldenburg zugeteilt und zwei Kollegen in Cloppenburg fallen krankheitsbedingt längerfristig aus. Sie kennen sich doch sowieso viel besser aus hier in der Gegend.“
Die Hauptkommissarin setzte gekonnt einen treu-doofen Dackelblick auf und sah den Kollegen Willen gestellt hilflos an. Der Uniformierte wandte sich wieder dem Zelt zu, verschränkte seine Hände vor der Brust und prustete seinen Unwillen hörbar aus.
„Das ist ja eigentlich nicht meine Aufgabe!“, versuchte Willen das Unheil von sich abzuwenden. „Ich muss die Dienststelle in Molbergen besetzen. Außerdem steht für diese Woche Blitzkrieg an.“ Damit meinte Willen die verschärften Geschwindigkeitsüberwachung in seinem Revier.
„Ich weiß, Herr Willen, und es tut mir auch wirklich leid, dass ich Sie damit belästigen muss.“, winselte die Barnstedt und schenkte Willen zum Abschied ihr freundlichstes Lächeln. „Lassen Sie uns einfach regelmäßig telefonieren. Ich informiere mich dann so über den Fortschritt unserer Ermittlungen.“
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Das ist Kommissaranwärterin Anja Krause, Pommes´ Kollegin aus "Grüner Tod". Auch nicht verkehrt, oder? So, jetzt ist aber Schluss mit den Herrenwitzen. Kurz nachdem das Bild entstand, wurde Anja übrigens in blau umgekleidet, wie man weiter unten sieht.
Die nachfolgende, kleine Szene aus "Grüner Tod" zeigt die beiden Polizisten bei der Arbeit. Sieht alles nach Routineeinsatz aus - irgendwo im Landkreis
Cloppenburg. Die Gesetzeshüter auf der Jagd. Auf der Jagd nach Temposündern. Ganz großes Kino, denkt Anja. Was für Pommes völlig okay ist, ist für die engagierte Kommissaranwärterin
totlangweilig. Doch Anja sollte besser aufpassen, die vermeindliche Ruhe ist trügerisch. Das Böse schlägt schneller zu, als erwartet. Und schwuppdiwupp läuft auch für Anja nichts mehr nach Plan
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Die Anja ... Unter Polizeiarbeit hat sie sich etwas anderes vorgestellt als Geschwindigkeitsüberwachungen oder die Aufnahme von Verkehrsunfällen. Klar, so etwas
gehört nun mal zum Job einer Schutzpolizistin, aber das muss ja nicht das Karriereziel sein. So wie Pommes könnte sie das nicht: Dienst schieben in einem Kaff wie Molbergen, wo nichts los ist.
Anja träumt davon, in einem "Großstadtrevier" ihren Dienst zu versehen. Muss nicht unbedingt Hamburg sein. Aber je größer das Revier, desto interessanter die Arbeit, denkt Anja. Für den Bürger da
sein und der Gerechtigkeit zu ihrem Recht verhelfen, wenn das Böse zuschlägt, das ist Anjas Verständnis von einem erfüllenden Job bei der Polizei. Bremen tät´s zur Not übrigens auch. Wäre etwas
näher an der Heimat. Landleben ist okay, Landarbeit dagegen nicht. Na ja, Anja ist schließlich noch in der Ausbildung zur Polizeikommissarin, da fängt man eben unten an. Die
spannenden Fälle kommen schon mit der Zeit. Wie spannend es in Molbergen zugehen kann, ahnt Anja noch nicht ...
Leseprobe aus "Grüner Tod"
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Das Messgerät piepte erneut und riss die junge Polizistin aus ihren Gedanken. Hendrik Willen hob zum Gruß die Hand, als der Geländewagen an ihnen vorbei schoss.
„Überprüf´ nochmal die Toleranz, Anja!“, gab er der Praktikantin Anweisung.
Anja Krause lächelte still in sich hinein. In ihren Augen war Hendrik der Urtypus des unbedarften Polizisten, der bei Falschparkern und Temposündern gern mal ein Auge zudrückte und ansonsten eine ruhige Kugel zu schieben pflegte. Nicht zu viel Aufregung im Revier, war seine Devise. Allerdings war Willen der Typ Dorf-Cop, der über sich hinaus wächst, sobald es die Situation erforderte. Es gehörte wohl zu seiner Taktik, dass man ihn oft unterschätzte.
Zu dieser Meinung kam die junge Kommissaranwärterin, als Willen ihr einmal von dem ersten richtigen Mordfall in Molbergen berichtete. Es war noch gar nicht so lange her, dass man in der Molberger Dose eine Leiche fand. Hendrik schlüpfte wider Willen in die Rolle des Mordermittlers, die Kripo bat um seine Unterstützung. Im Zuge der Ermittlungen musste er sogar von seiner Schusswaffe Gebrauch machen und eine Kripo-Kollegin retten.
Irgendwie bewunderte Anja ihn aber auch. Hendrik hatte eine besondere Art, mit den Dingen umzugehen. Dieser jungenhaft wirkende Mann mit naiver, geradezu fügsam klingender Stimme konnte einen Verbrecher auf stille Weise zu Fall bringen. Das machte ihm so schnell keiner nach. Und das machte ihn für Anja Krause sympathisch.
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